Der Tanz der Hundertschaften; Osmanische Janitscharen unter Sultan Ahmed III. und ihr Einsatz im Russisch-Türkischen Krieg von 1768-1774

Der Tanz der Hundertschaften; Osmanische Janitscharen unter Sultan Ahmed III. und ihr Einsatz im Russisch-Türkischen Krieg von 1768-1774

Die Geschichte des Osmanischen Reichs ist reich an faszinierenden Persönlichkeiten, die mit ihrem Scharfsinn, ihrer Tapferkeit oder ihren politischen Schachzügen die Geschicke des Imperiums prägten. In diesem Kontext möchte ich auf Sultan Ahmed III. hinweisen, dessen Herrschaft von 1703 bis 1730 dauerte und durch eine Periode der kulturellen Erneuerung und militärischen Reformen gekennzeichnet war.

Ahmed III. übernahm den Thron in einer Zeit, in der das Osmanische Reich von inneren Konflikten und externen Bedrohungen geschwächt war. Die Niederlage gegen die Habsburger im Großen Türkenkrieg (1683-1699) hatte dem Imperium erhebliche Gebietsverluste beschert, und die Janitscharen, die einst die Elitetruppen des Reichs darstellten, waren zu einer konservativen und machtbewussten Kraft geworden, die Reformen behinderte.

Ahmed III. erkannte die Notwendigkeit von Veränderungen. Er setzte auf eine Politik der Modernisierung und Reformierung des Militärs. Eine zentrale Rolle spielten dabei die sogenannten “Hundertschaften”, neu organisierte Infanterieeinheiten, die nach dem europäischen Vorbild ausgebildet wurden. Diese Einheiten sollten die Janitscharen in ihren Kampfkraft und Disziplin übertreffen.

Der Einsatz der Hundertschaften im Russisch-Türkischen Krieg von 1768-1774 bot eine entscheidende Prüfung für Ahmeds Reformen. Die russische Armee, unter der Führung von Katharina der Großen, war zu einer formidable Macht geworden und drang tief in das Osmanische Reich ein. In dieser kritischen Situation sah sich Ahmed III. mit dem Dilemma konfrontiert: Soll er auf die treuen, aber konservativen Janitscharen vertrauen oder auf die neu formierten Hundertschaften setzen?

Die Entscheidung fiel zugunsten der Hundertschaften. Ahmed III. glaubte an deren Potential und setzte sie in den entscheidenden Schlachten gegen die Russen ein. Die Ergebnisse waren gemischt. Während die Hundertschaften in einigen Gefechten ihr Können bewiesen, konnten sie die russische Übermacht nicht brechen. Der Krieg endete schließlich 1774 mit einem für das Osmanische Reich vernichtenden Friedensvertrag, der weitere Gebietsverluste bedeutete.

Trotz der Niederlage im Krieg gegen Russland müssen die Reformen von Ahmed III., insbesondere der Aufbau der Hundertschaften, als ein wichtiger Schritt in Richtung Modernisierung des Osmanischen Militärs betrachtet werden. Diese Entwicklung legte den Grundstein für spätere militärische Erfolge und trug dazu bei, dass das Imperium noch einige Jahrzehnte Bestand hatte.

Die Geschichte der Hundertschaften unter Ahmed III. zeigt eindrucksvoll die Herausforderungen, denen sich ein Herrscher im 18. Jahrhundert gegenüber sah. In einer Zeit des Wandels musste er zwischen Tradition und Moderne abwägen und mutige Entscheidungen treffen, um das Osmanische Reich zu retten. Obwohl seine Reformen nicht alle angestrebten Ziele erreichen konnten, hinterließ Ahmed III. doch einen nachhaltigen Eindruck auf die Militärgeschichte des Reichs.

Tabelle: Vergleich der Janitscharen und Hundertschaften

Merkmal Janitscharen Hundertschaften
Ausbildung Traditionelle, Schwerpunkte auf Nahkampf Europäisch inspiriert, Infanterietaktiken
Bewaffnung Gewehre, Säbel, Dolche Musketen, Bajonette
Disziplin Variabel, oft konservativ und widerspenstig Höher durch strengere Ausbildung

Ahmed III.s Versuch, das osmanische Militär zu modernisieren, spiegelt die komplexen Herausforderungen wider, denen sich Imperien im Zeitalter des Wandels stellen mussten. Die Geschichte der Hundertschaften bleibt ein faszinierendes Beispiel für die Balance zwischen Tradition und Fortschritt in einer Gesellschaft, die sich an neue Realitäten anpassen musste.